Hans Näf  Leben und Wirken

 

 

 

 

   Zum Schreibprozess

 

   Die ersten 7 Jahre

   in der "Heimat" in

   Wolhusen

 

   In der Klosterschule

   Engelberg

   1. bis 8. Klasse

 

   Kriens Alpenstrasse

   ab Ostern 1931

 

   1948 - 52 Studium

   an der Universität

   Basel und die

   grosse Liebe

 

   1946/47 zwei

   Semester in Paris

 

   Militär

 

   1945/46

   Familienleben

 

   1945/46 Studium

   an der Universität

   Zürich

 

   Die Zeit nach 1959

 

   Schulpsychologe in

   Basel 1959 - 73

 

  Meine eigene

  Familie in Meggen

 

   Meine Zeit als

   Sekundarlehrer

 

   Bergsteigen und

   Skifahren

 

   Erlebte

   Schulgeschichte

Studium an der Universität Zürich 1945 / 46 Zürich, 1. Semester In Zürich hatte ich nahe bei der Uni eine Mansarde gefunden, in der das Licht noch nicht installiert war. Darüber freute ich mich, denn ich dachte, das sei die Gelegenheit, ein natürliches Leben zu führen: mit der Sonne aus den Federn und beim Eindunkeln hinein. Eingeschrieben hatte ich mich als Stud. Phil.I und ich besuchte Vorlesungen in deutscher, französischer und italienischer Literatur, Philosophie, Kunstgeschichte und Geschichte. Anfangs hatte ich an der Uni grosse Hemmungen, schlich mich möglichst unbemerkt in die Vorlesungssäle, getraute mich nur ganz selten, mit Sitznachbarn ein Gespräch anzufangen. Damals gab man sich an der Uni steif und distanziert. Studenten siezten sich, gingen selten spontan aufeinander zu und trugen meist eine Krawatte. Im Französischen war ich in ein Phonetik-Proseminar hineingeraten. Als der Professor meine Aussprache korrigierte, wurde mir übel vor Scham, und ich ging nie mehr hin. Die Vorlesungen waren zwar interessant, aber ich war auch dort voller Angst, dass ich etwas falsch machen oder auffallen könnte. In den ersten Wochen fand ich tagelang keine Gesprächspartner und fühlte mich sehr einsam. Nur beim Essen im Studentenheim sah ich hie und da ein bekanntes Gesicht. Hier war die Atmosphäre auch lockerer, weil die Studenten der ETH entspannter und weniger förmlich auftraten. Beim Uni-Sport kam ich später mehr in Kontakt mit Kommilitonen, aber es hat Wochen gedauert, bis ich es wagte, in ein Training zu gehen. Gegen Ende des Semesters fühlte ich mich allmählich wohler. Es kam sogar so weit, dass ich Mitstudenten abends zu einem Schlummertrunk traf. Dafür verpasste ich die Morgensonne immer häufiger. Ein Klassenkamerad vom Gymnasium, der sich mit mir eingeschrieben hatte, erschien fast nie in einer Vorlesung. Nach Wochen stellte sich heraus, dass er sich kaum aus seinem Zimmer getraute und unter noch viel stärkeren Ängsten litt als ich. Wir verbündeten uns und bewältigten unsere Ängste allmählich einigermassen, aber dann war das Semester zu Ende. Vom eigentlichen Studium während des ersten Semesters habe ich noch nichts berichtet. Als Erinnerung taucht die Divina Comedia auf. Diese habe ich mit einem Wörterbuch, einer Übersetzung und einem Kommentar gelesen. Die Lektüre faszinierte mich während Wochen, und ich widmete mich ihr mit grosser Ausdauer. Sie hat mich aber nicht nachhaltig beeinflusst. Sicher habe ich auch sonst noch einiges gelesen und Vorlesungen gehört, habe aber überhaupt keine Erinnerungen daran. Mein wichtigstes Thema war damals die Auseinandersetzung mit dem katholischen Glauben. Vieles wurde mir immer fragwürdiger, aber ich brauchte noch etwa zwei Jahre, bis mir klarer wurde, was ich nicht mehr glauben konnte. Neben den theologischen Vorlesungen an der Uni, die sich mit dem christlichen Glauben aus der Sicht der Reformierten befassten, las ich auch Bücher, die katholische Positionen vertraten und verteidigten. Ein Thema, das mich besonders faszinierte, war dabei der Streit, ob beim Abendmahl die Hostie der Leib Christi sei oder nur bedeute. Dabei erfuhr ich, dass darüber auch Luther und Zwingli verschiedene Meinungen vertraten. Dadurch wurde mir klar, dass es neben Glauben auch Meinungen, Auffassungen, Ansichten gab und ich fing an zu unterscheiden zwischen einem absolut zweifelsfreien Wissen, das für mich mein katholischer Glaube war und Meinungen, Ansichten, die von Reformierten wie fester Glaube vertreten wurden. Aus der Geschichte erfuhr ich, dass die Form des christlichen Glaubens, die ich als einzig richtige gelernt hatte, allmählich auch aus verschiedenen Meinungen heraus entstanden war. Diese Erkenntnis weckte natürlich noch mehr Zweifel an der absolut einzigen Wahrheit katholischer Lehren. Vielleicht waren diese auch nur Meinungen und gar nicht so zweifelsfrei allgemeingültig, wie ich jahrelang geglaubt hatte. Da aber zweifeln Sünde war, musste ich auch noch dieses Glaubenshindernis bewältigen, was ich vorerst nicht schaffte. Erst Jahre später, als ich schon Schulpsychologe in Basel war, halfen mir Gespräche mit dem Pfarrer der Titusgemeinde, Albert Widmer, diese Problematik nicht nur intellektuell, sondern auch emotional zu lösen.     

 

 

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